Vergessen
Die Menschen an sich sind so geschaffen,
ihr Leben lang Erfahrungen zu machen,
aus denen sie lernen für alle Zeit.
Das gesunde Gehirn hält sie auf Abruf bereit.
Sie sind emotional ins Gedächtnis gebrannt,
werden durch Geräusche, Gerüche, Situationen erkannt.
Doch wie ist es mit dem, was man nicht selbst erlebt,
was erzählt oder gelesen einen hat erregt?
Sind anderer Erfahrung und Erlebnis
vergleichbar mit den eigenen – im Ergebnis?
Sind auch sie emotional ins Gedächtnis gebrannt
und werden mit gleichen Gefühlen erkannt?
Muss man Erfahrungen immer selber leben
oder alles hören und lesen, was es schon einmal gegeben?
Hält es dich ab, gleiche Fehler zu machen
oder lässt es dich über Gleiches lachen?
Lernen aus der Vergangenheit ist recht.
Fühl nach, was falsch war, grausam und schlecht.
Fühl die Verantwortung und die Last,
die du von den Vorfahren übernommen hast.
Gewisses darf es nie wieder geben.
Richte danach dich und dein Leben.
Brenne es in dein Gedächtnis ein,
so darf es niemals wieder sein.
Das Gehirn ist biologisch so bemessen,
dass wir Trauriges und Schlechtes irgendwann vergessen
damit Freude und Kraft ihm die Chance geben
mit weniger Belastung weiter zu leben.
Da bleibt der Wunsch, vergessen zu dürfen,
um aus dem vollen Kelch des Glückes zu schlürfen.
Mit gutem Gewissen Perspektiven zu erkennen
und ausgebreiteten Armen ins Leben zu rennen.
Den Mut zu haben, etwas zu vollbringen
mit freier Seele und lautem Singen,
mit frohem Herzen
und ohne geerbte Gewissensschmerzen.
Dieses wünsch ich euch und mir.
Denn wir alle sind nur einmal hier.
Eva Stahl
Oktober 2016